Andreas von Töpper


*10.11.1784 bis †27.4.1872

Biographie

Einer der herausragendsten Industriellen Niederösterreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Hammerherr Andreas Töpper, Erfinder des Walzverfahrens für Eisenblech, dessen Betriebe im Erlauftal lagen.

Er wurde in Schwanberg in der Steiermark als Sohn eines Hafnermeisters geboren und erlernte das Schmiedehandwerk. Nach seinen Wanderjahren als Geselle machte er sich bald als Werksleiter und Erfinder einen Namen, da es ihm gelang, Eisenblech beliebig dünn auszuwalzen. So fertigte er für einen Papiermüller präzise geschnittene Pretspindeln an und für einen Goldarbeiter Drahtwalzen.

1814 erhielt Töpper von der Voitsberger Schmiedezunft den Meisterbrief und machte sich mit einem kleinen Walzwerk bei Leoben selbstständig. Er wurde so bekannt, dass sogar Erzherzog Johann das Werk besichtigte. 1817 übersiedelte er nach Niederösterreich und erwarb ein kleines Hammerwerk in Neubruck bei Scheibbs am Jeßnitzbach, das zur Keimzelle eines großen Werks wurde. Dort errichtete er das erste Eisen-, Stahl- und Walzblechwerk Österreichs, das zwei Flammhöfe mit Holzfeuerung umfasste. Er staute zuerst den Jeßnitzbach, später auch die Erlauf und entwickelte technische Verbesserungen der Eisengewinnung und Eisenverarbeitung. Schwierigkeiten bereiteten die Missgunst der Nachbarn und ein Hochwasser, doch konnte er dank der Hilfe von Erzherzog Johann und Kaiser Franz I. weiterarbeiten und sein Werk ausbauen.

1821 erhielt er auf alle seine Erfindungen ein alleiniges Privileg auf 15 Jahre. Bis zum Jahre 1824 waren die Töpper'schen Werke bereits zu einer führenden Industrieanlage in Niederösterreich geworden. Der Kaiser kam zur Eröffnung der neuen Fabrik und gewährte den Werksarbeitern die zeitliche Befreiung vom Militärdienst. Andreas Töpper errichtete für die Arbeiter eine Werksiedlung mit Wohnhäusern und sorgte für medizinische Versorgung durch den Gemeindearzt von St. Anton. Jede seiner Fabriken besaß ein gut eingerichtetes Spitalszimmer. Als Altersversorgung seiner ausgedienten Arbeiter legte er 80.000 Gulden Silberrente an, zu der er wöchentlich für jeden Arbeiter einen weiteren Gulden in die "Bruderlade" einzahlte. Wer 15 Jahre bei ihm gearbeitet hatte, konnte daraus eine Unterstützung beanspruchen. Sein Vaterhaus in Schwanberg ließ er in ein Armenhaus umwandeln.

1827 erhielt Töpper das Privileg, auf allen Erzeugnissen den kaiserlichen Adler führen zu dürfen. Nach dem Ablauf seines Produktionsprivilegs erhielt er 1836 eine Landesfabriksbefugnis und ein ausschließliches Privileg auf die Erzeugung aller Gattungen von Streckeisen mittels Walzen sowie auf gepresste Kopfnägel. Das Töpper'sche Werk erzeugte vorwiegend Dachbleche, Rinnen- und Rohrbleche, Breitring- und Wanneneisen, Band- und Rahmeneisen sowie Dampfkesselbleche. Bei der Eisenverarbeitung kamen neue Methoden zum Einsatz. Das Roheisen wurde nun nicht mehr wie bisher in offenen Frischöfen umgeschmolzen, sondern in geschlossenen Öfen. Die abziehenden Gase wurden zu den Blech- und Streckflammenöfen geleitet und gingen nicht mehr verloren. Da das Eisen in den Flammöfen nicht mehr unmittelbar mit dem Brennstoff in Berührung kam, sondern nur mehr mit der Gichtflamme, konnte statt Holz auch anderes Brennmaterial verwendet werden. Töpper sparte mit dieser Methode 28.000 Kubikmeter Scheitholz. Wurden ursprünglich Wasser, Holz und Holzkohle als Energiequellen genutzt, wurden bald auch Kohlelager ausgebeutet.

Das Töpper'sche Werk wurde zur größten Eisen- und Walzfabrik der Monarchie und umfasste schließlich vier große Eisenblechwalzwerke, vier Eisenstreckwalzwerke, zwei Schneidewalzwerke, sechs Flammöfen, drei Zerren (=Schmelzfeuer), zwei Großzerrennhämmer, ferner diverse Bohr- und Schraubenschneidwerke, Schmieden und andere Werkstätten. Durch die Einführung der Nägelproduktion wurde die Belegschaft von 500 Personen im Jahr 1840 auf 800 Personen bis in die 1860er Jahre ausgeweitet. Eine einzige der Maschinen verarbeitete täglich drei Zentner Erz zu 120.000 Nägeln. Zwei weitere Filialwerke entstanden in Kienberg und Lunz. Die Erzeugnisse wurden an die Donau transportiert - alljährlich 14.000 bis 16.000 Zentner - und mit dem Schiff nach Wien oder Linz weiterverfrachtet.

1863 erhielt Alfred Töpper das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens und wurde in den Adelsstand erhoben. An ihn erinnert nicht nur die neue Brücke aus Stein, die dem Ort Neubruck den Namen gab, sondern auch die bemerkenswerte Töpperbrücke in Kasten bei Lunz mit ihren gusseisernen Heiligenfiguren. Auf dem Dürrensteingipfel ließ er zum Dank, dass die Gegend von der Cholera verschont geblieben war, 1841 ein 15 Zentner schweres gusseisernes Gipfelkreuz setzen.

Töpper heiratete im Alter von 73 Jahren ein 20-jähriges Waisenmädchen aus Wien, das ihm einen Sohn gebar. Als er im Alter von 87 Jahren 1872 starb - im selben Jahr wie sein ebenso erfolgreicher Zeitgenosse Johann Nepomuk Reithoffer, der Gründer der Gummifabrik Wimpassing - konnten seine Nachfolger das Werk nicht halten. Sowohl die Produktionsmethoden als auch die patriarchalische Form der Betriebsführung waren nicht mehr zeitgemäß. 1881 wurde die Fabrik verkauft, das Neubrucker Werk wurde in eine Papierfabrik und das Hammerwerk in Kienberg in eine Graugießerei umgewandelt.